Auf Weinwanderung durch Serrig
Bereits der erste Anstieg hat es in sich. Mein Mann und ich stapfen tapfer zusammen mit etwa 25 weiteren Wanderern in Serrig den – wie wir gleich noch lernen werden – Hansenberg zum Schloss Saarstein hinauf. Es ist steil, der steilste Anstieg des Tages, verspricht Jörg. Es wird zwar später noch steiler, aber da geht es zumindest bergab. Und bei diesem ersten Anstieg kommt zwar der ein oder andere etwas ins Schnaufen, aber alle schaffen es souverän.
Vor uns liegt ein abwechslungsreicher Tag, das spüren wir bereits auf den ersten Metern. Wir nehmen an einer Weinwanderung durch unseren Ort teil und sollen an diesem Tag noch so das ein oder andere uns bisher unbekannte Detail über Serrig, seine Weine und Winzer erfahren. Doch beginnen wir von vorn. Wir treffen zur Mittagszeit auf Jörg Meier, der nach seinem Eintritt in den Vorruhestand seine Wander- und Wein-Leidenschaft zu seinem „Quasi-Beruf“ oder besser gesagt seiner „Berufung“ gemacht hat. Weitergebildet zum Kultur- und Weinbotschafter bietet er seit einiger Zeit seine Tour In Vino SAARitas in seinem Heimatort Serrig an. Am Fuße des Schloss Saarsteins, dem erste Pausen- und Weingenussstopp, stellen wir uns alle mit ein paar Worten vor. Wir sind eine bunt gemischte Runde: jüngere und ältere Teilnehmende, Serriger*innen sowie Wanderer*innen aus der Umgebung und auch einige Weinliebhaber*innen aus Saarlouis. Uns allen gemeinsam ist die Vorfreude auf den heutigen Tag.
Wir genießen die Aussicht auf den Ort und die Saar und dürfen den ersten Wein kosten, begleitet von Jörgs Erläuterungen sowie denen von Winzer Christian Ebert, der spontan unsere Gruppe ebenfalls begrüßt. Und wir lernen, dass der Weinberg, der vor fast 200 Jahren erstmalig angelegt wurde, bei den Serriger*innen Hansenberg genannt wird, nach dem Schifffahrtsunternehmer, der den Weinberg ursprünglich einmal besaß. Dessen Enkel ließ das Gutsgebäude, welches von weither sichtbar auf dem Berg thront, Anfang des 20. Jahrhunderts bauen.
Nach dem Genuss des ersten Weines wandern wir weiter mitten durch die Weinlage Schloss Saarstein, die als große Lage gekennzeichnet ist. Wir lernen, dass dies die hochwertigste Weinlage ist – zumindest nach den Kriterien des Verbands der Deutschen Prädikatsweingüter (VDP). In den Weinen dieser großen Weinlagen soll das Terroir – also die natürliche Umgebung der Weinreben wie Bodenbeschaffenheit, Klima oder Topographie – schmeckbar sein. Gut, ich als norddeutsche Zugezogene, die zwar inzwischen den Saarriesling recht gut aus anderen Weinen herausschmecken kann, benötige dafür einiges an Anleitung. Aber es klingt zumindest mal vielversprechend.
Wir erreichen den Antoniusberg, die zweite Weinlage des heutigen Tages, zwar ohne Genussstopp, aber mit schönen Aussichten über den Ort. Nächster Stopp ist das Schloss Saarfels und hier wird es prickelig. Jörgs Ehefrau Ursula, die Jörg bei seiner Tour unterstützt, erwartet uns bereits. Wir erfahren, dass das Schloss Saarfels, das Anfang des 20. Jahrhunderts innerhalb von zwei Jahren gebaut wurde, vor allem für seinen Sekt bekannt ist – also nicht das Schloss selbst, sondern seine Lage Saarfelser Schlossberg. Wir genießen diesen von den Vereinigten Hospitien gekelterten Sekt mit einem schönen Blick ins Serriger Bachtal. Anschließend wird es etwas abenteuerlich. Wie oben bereits erwähnt, soll es noch einmal etwas steiler auf unserer Wanderung werden. Jörg spannt sogar ein Kletterseil den Weinberg hinab. Es unterstützt beim Abstieg ins Tal. Die Gruppe meistert diesen souverän und wir setzen unsere Wanderung fort durch das Bachtal.
Wir nutzen die Wanderzeit für das ein oder andere nette Gespräch mit den Mitwanderern und stellen mal wieder fest, in diesem Ort und dieser Umgebung findet man schnell einen gemeinsamen Nenner. Der eine ist der Bruder des Opas der besten Freundin unseres Sohnes (wer kam hier mit? ;)); die nächste ist eine Freundin der Vorbesitzer unseres Hauses und die wieder nächste ist die Nachbarin einer meiner Kolleginnen. Neben diesen Details, die uns zum Schmunzeln bringen, unterhalten wir uns einfach gut und das macht die Wanderung neben den Erläuterungen zu einem kurzweiligen Erlebnis.
Wir kommen auf der anderen Seite des Bachtals inzwischen zu unserem nächsten Pausenpunkt und blicken auf den Serriger Vogelsang. Dieser Weinberg zieht sich lang ins Bachtal hinein und wird von Winzer Markus Molitor seit einigen Jahren neu angelegt. Darüber hinaus sehen wir den Baufortschritt an der alten in die Jahre gekommene Weinbaudomäne. Sie wird vom Bernkasteler Winzer ebenfalls aufwendig saniert. Zu genießen gibt es aus dieser Weinlage noch nichts, zu jung sind die neuen Weinreben. Deshalb gibt es eine Alternative von der Mosel, auch das darf an der Saar mal sei. Jörg lädt außerdem zu einem Experiment ein. Zu viel soll hier nicht verraten werden, aber zwei Zutaten zeigen uns, wie unterschiedlich so ein Wein schmecken kann. Wir sind fasziniert.
Wir sind inzwischen fast auf der anderen Seite Serrigs angekommen und freuen uns über den Blick, der nun in die Weite geht und uns das Panorama des gegenüberliegenden Saarufers frei gibt. Dort gibt es – auch das weiß nicht jede*r – auch noch einige Weinberge, die zur Serriger Gemeinde gehören. Von diesem König Johann Berg gibt es heute zwar nichts im Glas. Jedoch probieren wir einen Tropfen eines Weingutes ein Tal weiter, nämlich vom Weingut Maximin Staadt, welche heute vom Belgier Andy de Beats geführt wird.
Die letzte Genussstation führt uns zum Würtz- und Herrenberg, die vom Weingut Würtzberg bewirtschaftet werden. Familie Heimes führt dieses seit 2016, Sohn Felix als SAARKIND-Winzer ist an dieser Stelle selbstverständlich bekannt. Wir stehen viele Meter über der Saar, blicken die steilen Weinberge hinab auf den Fluss und genießen den uns angebotenen Blauschiefer Riesling. Der Herrenberg, neben dem namensgebenden Würtzberg, die zweite Lage des Weingutes, ist übrigens, wenn man die Saar flussabwärts fährt, die allererste Weinlage, die man an der Saar erreicht, weshalb sich Serrig gern auch als „Tor zum Saarwein“ bezeichnet.
Es war kurzweilig, doch nun sind wir hungrig und deshalb freuen wir uns umso mehr auf die Winzertapas, die uns zum Abschluss im Gasthaus Wagner …bei Wierwisch im Ort erwarten. Eine 6 Kilometer lange Wanderung in den Beinen, interessante und kurzweilige Erläuterungen von Wanderführer Jörg, Tapas, fünf verschiedene Sorten Flammkuchen und noch ein Wein – einer geht noch – aus der Vinothek von Besitzer Peter Adams, uns könnte es gerade nicht besser gehen. Es war ein toller Tag.
Noch mehr Weinwandern…
Weinwandern liegt im Trend und so ist Jörg nicht der einzige, der so eine Tour anbietet. Er arbeitet zusammen mit Mona Steffen, die gleich vier verschiedene Touren durch die Saarweinberge anbietet. Einen Überblick über alle Touren erhaltet ihr hier: https://www.weinsein-saar.de/weinwandern/. Aber beachtet bitte: Für 2023 sind Mona und Jörg tatsächlich ausgebucht. Allerdings hat Mona noch ein weiteres tolles Angebot auf ihrer Webseite – die Self Walk Tour Huckepack Saar, bei der man mit einer Weinwandertasche zu zweit oder zu Dritt auf eigene Faust auf den Weg machen kann – eine wunderbare Alternative.
Auch die SAARKIND-Winzer Weber Brüder bieten regelmäßig Weinwanderungen an. Sie wurden auch hier https://www.saarkind.com/post/weinwandern-mit-den-weber-brüdern schon einmal beschrieben. Drei verschiedene Touren durch die Wiltinger Weinberge haben Stephan und Michael Weber sowie Vanessa Weber-Mischke https://www.weinwanderung-saar.de im Angebot.
Durch Ockfen führt neben Mona Steffen auch der Wanderführer Bernhard Klein. Informationen sind hier zu finden: https://www.hotel.klostermuehle-saar.de/aktivurlaub/gefuehrte-weinwanderung-hotel-saar/
Einige Wein- und Kulturbotschafter bieten ebenfalls Touren an der Saar an. In der Zusammenfassung sind diese hier https://www.kultur-und-weinbotschafter.de/mosel/angebote-an-der-mosel/saar zu finden. Alexander Schumitz, Christiane Beyer und Guido Schramm bieten hier ihre Touren an. Christiane Beyer und Alexander Schumitz beschreiben hier ihre Touren auch noch einmal ausführlicher https://www.weinkultour.land/weinerlebnisse-an-der-saar/.
Disclaimer: In diesem Text wird über einige Angebote von Weinwanderführer*innen sowie über Weine der Region berichtet. Es handelt sich dabei nicht um eine Auftragsarbeit und wurde auch nicht von jemanden gesponsort. Im Gegenteil: Die Tour wurde von mir gebucht, gezahlt mit dem Ziel ein privates schönes Erlebnis zu haben. Dieser Text entspricht damit meiner persönlichen Meinung und hat das Ziel, wenn er denn Werbung machen will, dies für unsere schöne Region zu tun. Uns hat die Tour mit Jörg Lust auf mehr Weinwandern gemacht und mal schauen, wem wir uns das Nächste Mal anschließen können. Auswahl haben wir ja genügend.
Autorin: Silke
@dieallesnaeher und @silschli
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