Mit dem Kanu auf der Saar unterwegs
„Wow! Warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht?“ – Mein Mann schaut sich begeistert um und steckt das Paddel des Kanus erneut ins Wasser. Und er hat Recht. Weshalb wir nicht schon eher die Idee gehabt haben uns die Saar einmal aus dieser Perspektive anzuschauen, erschließt sich mir ebenfalls nicht, angesichts der wunderbaren Sicht auf das flache Gewässer des Wiltinger Saarbogens, das dicht und abwechslungsreich bewachsene Ufer sowie die Weinberge, die sich dahinter steil erheben. Bei diesem Ausspruch sind wir ziemlich exakt eine Minute auf dem Wasser. Doch auch am Ende dieser Tour nach vier Stunden, ändert sich unsere Wahrnehmung nicht. Diese Perspektive lohnt sich.
Aber der Reihe nach: Dass es in Schoden mit Kanu SaarFari einen Kanuverleih gibt, wussten wir selbstverständlich und wir sahen auch immer mal wieder Boote des Verleihs auf der Saar. Über ein „müssten-wir-auch-mal-machen“ kamen wir in den über zehn Jahren, die wir nun an der Saar leben, nicht hinaus. Nun hatten wir Besuch aus unserer norddeutschen Heimat. Die Tante meines Mannes besuchte uns zusammen mit ihrem Ehemann. Die beiden haben ebenfalls Gefallen an der Gegend gefunden, die unser Zuhause geworden ist und sind treue Besucher. Und wie das mit Besuch aus der Heimat so ist, dann lässt man sich auch einmal besondere Aktivitäten einfallen. Wobei in diesem Fall kam Tante Conny auf die Idee und wir so: „Echt? Kanu fahren? Hmm… Nun ja. Warum eigentlich nicht?“ – Ein paar Bedenken, ob unsere beiden Saarkinder – 3 und 8 Jahre alt – das wohl so mitmachen würden, hatten wir. Aber diese wurden alsbald einfach über Bord geworfen – also die Bedenken selbstverständlich, nicht die Kinder.
Die Buchung über die Website war unkompliziert. Die Route – SaarFari bietet sechs verschiedene Tourmöglichkeiten an – war schnell gefunden: die Naturtour sollte es sein. 10,5 Kilometer, von Schoden über den Altarm der Saar nach Kanzem und zurück über den Saarkanal nach Schoden. „Schaffen wir das, Conny?“ schrieben wir der Tante. „Klar, das machen wir“, kam schnell zurück. Okay, dann: verbindlich buchen.
Mit dem Fahrrad ging es nach Schoden zum Kanuverleih direkt an der Saar. Wir wurden freundlich in Empfang genommen. Mitarbeiter Leon stellte uns alle Materialien zur Verfügung: Schwimmwesten, wasserdichte Packsäcke, ein Wägelchen, um das Boot zur Einstiegsstelle zu bringen und Paddel für alle – auch für den 3jährigen. 'Hoffentlich bringen wir das auch wieder mit‘, dachte ich insgeheim und sah es schon unwiederbringlich in der Saar schwimmen. Doch meine Sorge war vollkommen unbegründet. Saarkind Nummer 2 paddelte fast die gesamten 10,5 Kilometer begeistert mit, zwar meistens entgegen der Fahrtrichtung, aber das fällt bei der Kraft eines so kleinen Kerls glücklicherweise nicht ganz so ins Gewicht und den Großteil der Fahrt hatten wir durch die Fließrichtung der Saar ja auch Schub von hinten. Den Spaß wollten wir ihm mit großspurigen Belehrungen zur richtigen Paddeltechnik nicht nehmen.
Aber zurück nach Schoden. Wir waren inzwischen ausgerüstet, hatten unsere Boote begutachtet und erhielten erst einmal eine kurze, aber gleichzeitig klare Einweisung: die Paddeltechnik und der richtige Weg auf dem Wasser wurden uns erklärt. „Größtenteils könnt ihr ganz entspannt paddeln und auch einmal den Blick nach rechts und links wenden, nur in den Stromschnellen solltet ihr aufmerksam sein“, erklärt Leon. Stromschnellen? Oh weia. Aber klar, die sind ja von der Kanzemer Brücke, die ich regelmäßig auf dem Weg nach Trier quere, zu sehen. „Die sind gut zu meistern“, beruhigt Leon direkt und klärt auf: „Bei Wellengang, das Boot immer quer zur Welle stellen.“ – Gut, das klingt auf dem Trockenen einfach, mal schauen, ob uns das auf dem Wasser auch gelingt. Kurze Vorschau: Es gelingt sehr gut. Und den Tipp benötigen wir am allermeisten als uns bei ruhigem Gewässer auf einmal ein Freizeitboot kurz vor dem Stauwehr in Schoden überholt. Es hat aus Rücksichtnahme das Tempo zwar gedrosselt, aber die Wellen sind trotzdem nicht ganz ohne und da wir links und rechts Betonmauern als Ufer haben, kommen sie vor allem viermal (natürlich dann abgeschwächt) zurück.
Nun geht es aber endlich los, zunächst zu Fuß. Knappe 300 Meter ziehen und schieben wir unser Boot zur Einstiegsstelle. Puh, das war schon mal anstrengend. Wir kommen zurück zum Anfang dieses Blogartikels. Kaum waren wir auf dem Wasser fragen wir uns, weshalb wir dies nicht schon viel früher mal gemacht haben. Wir sind mehr oder weniger lautlos unterwegs. Zu hören ist nur unser Paddelschlag, die Vögel in der Uferböschung und eine ganz seichte Strömung, die an unser Boot schlägt. Herrlich… Wobei, Moment, das unaufhörlich plappernde dreijährige Saarkind habe ich gerade vergessen zu erwähnen. Da dieses jedoch auch ganz begeistert, das Wasser, die Vögel, das andere Boot mit dem großen Saarkind, Tante Conny und ihrem Mann Jochen, kommentiert, ist alles gut. Etwas Ungeduld ist erst ganz am Schluss spürbar, als es zugegeben im Kanal auch ein klein wenig eintöniger wurde.
Im Altarm ist die Saar naturbelassen, somit teilweise sehr flach, der Grund bewachsen. Und wir begegnen unzähligen Wasserläufern und Libellen, die uns umschwirren. Natur pur. Am Uferrand auf den über das Wasser ragenden Ästen sitzen Fischreiher und - wenn mich nicht alles getäuscht hat - Kormorane. Nach der Brücke bei Wiltingen warten dann erstmals Stromschnellen auf uns. Diese meistern wir gut und unser Saarkind in der Bootsmitte ist nun endgültig begeistert. „Wann kommen wieder Wellen?“, fragt es ungeduldig. Diese lassen nicht lange auf sich warten. Und in diesem Abschnitt begegnen wir einem Teil einer recht nassgewordenen Familie. Die hatten weniger Glück als wir und waren tatsächlich kurz vorher gekentert (sie standen bereits am Ufer und Hilfe war unterwegs). Somit zahlte sich unsere Erfahrung, die wir in früheren Zeiten noch in der norddeutschen Heimat mit Kanutouren gesammelt hatten, wohl doch etwas aus. Wirklich herausgefordert hatten wir uns noch nicht gefühlt. Auch das zweite Boot mit unserem Heimatbesuch und unserem großen Sohn meistert die quirligeren Abschnitte gut. Nach der Saarschleife an der Wiltinger Kupp und einem ruhigeren, aber flacheren Abschnitt erreichen wir die Kanzemer Saarbrücke. Hier werden wir von einem schnellen Kajakfahrer überholt. Während eines kurzen Gesprächs erfahren wir, dass dieser in Bayern an der Donau lebt, jedoch ursprünglich von der Saar stamme und immer dann, wenn er hier ist, es sich nicht nehmen lassen könne, diesen Abschnitt der Saar zu befahren. „Es ist einfach schön, so etwas wie hier, findet man kaum irgendwo anders“, sagt er begeistert. Wir finden: Recht hat er. Und so zieht er weiter seines Weges.
Wir sind entspannt unterwegs und erreichen nach etwa anderthalb Stunden Paddelzeit die Ausstiegsstelle in Kanzem kurz vor der Schleuse. Die Boote sind schnell an Land gebracht und wir schieben und ziehen sie hinauf zur anderen Seite der Schleuse. Diese Fußabschnitte sind ein klein wenig nervig. Die Zeit auf dem Wasser entschädigt aber für diesen Teil. An der Einstiegsstelle verschnaufen wir und gönnen uns eine Pause mit den Inhalten unserer Kühltasche. Herrlich: um die 27 Grad, eisgekühlte Getränke und ein paar Snacks, uns könnte es gerade nicht besser gehen. Frisch gestärkt machen wir uns anschließend wieder auf den Weg. Links fahren ist zunächst das Gebot, um nicht in den Bereich der Schleuse zu geraten und auch an Tagen mit mehr Schiffsverkehr nicht ins Fahrwasser der Boote. Wir hatten vorab etwas Respekt vor diesem Abschnitt, dachten wir doch, dass es nun gegen die Strömung ginge und das recht anstrengend werden könne. Schon Leon vom Kanuverleih nahm uns diese Gedanken. „Das dauert eine gute Dreiviertelstunde“, schätze er. Okay, das klingt machbar. Und der uns überholende Kajakfahrer erklärte: „Durch die Schleuse habt ihr im Kanal eigentlich überhaupt keine Strömung, das fährt sich ganz entspannt.“ Und so waren wir tatsächlich auch hier recht fix unterwegs.
Die landschaftlich schönere Strecke ist aber doch die vorherige durch den Altarm. Dieser Teil der Strecke war auch nett, aber – nun ja – ich habe es weiter oben erwähnt, unser Saarkind Nummer 2 fing langsam an, etwas zu quengeln. Das war ein Zeichen für, es wird ein klein wenig langweilig. Und eines fiel uns auf, wir sahen keine Tiere mehr. Von der Vielfalt des Altarms, die uns begeistert hatte, war hier keine Spur. Ist ja auch klar, das hier ist die Wasserstraße, ein schiffbarer Kanal, aber frappierend war der Unterschied doch irgendwie. Und verdeutlicht einem auch die Sinnhaftigkeit von vielen Renaturierungsprojekten.
Nach knapp 40 Minuten Fahrtzeit, nachdem es noch einmal kurz spannend wurde, da wir nämlich vom besagten Motorboot überholt wurden und dies für reichlich Wellengang sorgte, erreichen wir schließlich wieder den Ausgangspunkt unserer Tour. In Schoden werden wir von den Mitarbeitern des Kanuverleihs wieder in Empfang genommen. Begeistert, etwas müde und voller schöner Eindrücke gehen wir wieder an Land und sind uns einig: Diese Entscheidung, sich die Saar und unser Zuhause mal aus einer anderen Perspektive anzuschauen war goldrichtig. Mit den Rädern machen wir uns auf den Weg – halten jedoch schon sehr schnell wieder an. Wenn die Ockfener Klostermühle schon auf dem Heimweg liegt, dann muss ein Abstecher sein. Wir essen wunderbar zu Abend und lassen den Tag auf der idyllischen Terrasse ausklingen. Die Kinder toben auf dem Spielplatz. Besser geht’s nicht. Dass wir später noch einige Höhenmeter zu unserem Zuhause bewältigen müssen (E-Bikes haben wir nämlich nicht), das blenden wir zu diesem Zeitpunkt einfach mal aus. ‚Den Moment genießen‘ ist das Gebot der Stunde.
INFORMATIONEN
Neben der Naturtour bietet Kanu SaarFari noch 5 weitere unbegleitete Touren an, Informationen und Buchungen sind hier möglich: https://www.kanuverleih-saar.de/index.html
Die in diesem Blogartikel Tour war übrigens selbstausgesucht und selbstbezahlt, wir finden, ein solches Saar-Erlebnis lohnt sich und schreiben daher aus freien Stücken darüber.
Der Tipp anschließend in der Klostermühle in Ockfen einzukehren kommt auch von Herzen.
Autorin: Silke
Instagram: dieallesnaeher
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