Eine Mund- und Nasenmaske nähen? Tut das Not? Hilft die gegen Corona? - ich gebe zu, als das erste Mal der Vorschlag einer unser Mitnäherinnen bei uns Allesnähern in der gemeinsamen Chatgruppe geteilt wurde, war ich zurückhaltend. Menschen mit Mund- und Nasenmasken (Hinweis: Ich nutze ganz bewusst nicht den Begriff Mundschutz, denn hier handelt es sich um einen Begriff, der Medizinprodukten vorbehalten ist und das ist so eine selbstgenähte Maske natürlich nicht), da hatte ich Bilder aus Asien im Kopf, die noch immer irgendwie relativ weit weg zu sein schienen wie das Coronavirus zuvor auch. Ich hätte es besser wissen können.
Das war vor etwa fünf Wochen. Inzwischen gibt es eine Maskenpflicht in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland. Eine Zeit, in der es zu so grundlegenden Veränderungen innerhalb von so kurzen Abständen kommt, hat es in dem Leben meiner Generation noch nie gegeben. Ich versuche damit Schritt zu halten wie vermutlich viele andere auch. Und ich bin beeindruckt, wie gut es uns Menschen auch gelingt. Es wird Abstand gehalten, zuhause geblieben und Rücksicht genommen. Nach den ersten Erfolgen gilt es nun Durchhaltevermögen zu zeigen, hoffentlich gelingt uns das auch. Aber zurück zu den Masken: Wir Allesnäher aus Serrig nähen inzwischen Mund- und Nasenmasken - für uns selbst, die Familie, für andere Privatpersonen sowie für Mitarbeiter von Einrichtungen und Unternehmen. Um die 400 Masken sind inzwischen gefertigt und ausgeliefert. Wir machen das ehrenamtlich neben der beruflichen Arbeit und dem Familienleben, jedoch nicht kostenfrei. Die Masken werden verkauft, der Erlös kommt den Projekten der SeLe Serrig Lebenswert eG zu Gute. Die Genossenschaft ist ein Resultat der Serriger Dorfmoderation und unterstützt in Serrig Projekte, die Generationen verbinden und einen Beitrag dazu leisten den Ort lebenswert zu halten. Das ist unser Weg, weil wir es gern ehrenamtlich machen. Über den Verkauf der Masken sehen wir die Nähleistung jedoch geschätzt (ja, es ist nicht ganz unaufwendig so eine Maske zu fertigen). Darüber hinaus können wir für das Dorf gleichzeitig Gutes tun, denn durch den Erlös können neue Projekte begonnen werden. Es gibt auch andere Projekte in der Region, die die Masken nähen und verkaufen, kostenfrei oder gegen eine Spende abgeben, z.B. die Saarburger Kulturgießerei oder das Jugendteam Freudenburg. Es ist schön zu sehen, wie viele Initiativen mit guten Ideen sich in einer solchen Zeit bilden, ob es nun die Maskennäherei, die Hilfe beim Einkaufen oder andere Dinge sind. Die Solidarität, die wir gerade erleben, macht Mut für die doch etwas ungewisse Zukunft.
Zu der Frage: ‚Hilft so eine Maske gegen Corona?‘ ist zu sagen: Bedingt. Es ist kein
ausreichender Schutz, um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu
schützen. Aber: Das schreibt das Robert-Koch-Institut und es wird in Studien belegt,
ein Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung kann dazu beitragen, die
Weiterverbreitung des Virus zu verringern. Derjenige, der die Maske trägt sorgt
nämlich dafür, dass Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen
ausgestoßen werden, abgefangen werden und verringert somit das Risiko, dass
andere Menschen sich anstecken. Einfacher ausgedrückt heißt das nichts anderes
als: Wenn ich eine Maske trage, schütze ich andere in einem gewissen Maße vor
einer Ansteckung. Wenn andere auch eine tragen, schützen diese mich.
Dass diese Masken Mangelware sind und vor allem die Medizinprodukte in vielen Einrichtungen, die diese benötigen, knapp werden, ist bekannt. Deshalb ist so eine selbstgenähte Variante eine gute Alternative, weil waschbar und damit nachhaltig. Mit den ersten Masken haben meine Nähmaschine und ich (vermutlich war es mehr ich) gekämpft, das Schrägband wollte nicht so wie ich und die Falten auch nicht. Das hat sich inzwischen deutlich verbessert, wenn auch andere in der Gruppe noch um einiges schneller sind als ich. Doch darum geht es bei uns nicht, jede macht so viel sie kann, so schnell oder langsam sie kann und wenn es mal nicht geht, geht es nicht. Der Spaß soll nicht verloren gehen. Das funktioniert gut und das ist gut so. In dieser Krise lernen wir alle derzeit dazu: sich auf das Wesentliche konzentrieren, das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse, auf andere noch mehr Rücksicht nehmen, solidarisch sein, sich zusammennehmen, diszipliniert sein. Das sind alles ziemlich große und wichtige Dinge. Schrägband annähen klingt in dieser Aufzählung eher deplatziert und ist es vielleicht auch. Aber: Sind es nicht diese kleinen alltäglichen Erfolge, die zur Zufriedenheit im Moment führen und sind es nicht diese Momente, die gerade besonders wichtig sind? Denkt mal kurz nach, ist euch heute etwas gut gelungen? Wenn ja, was war das? Gab es etwas in den letzten Tagen, Wochen, über das ihr euch gefreut habt, weil es gut geklappt hat? Teilt gerne mit uns eure kleinen Alltagserfolge in dieser Zeit.
Auf bald und bleibt gesund.
Autorin: Silke Instagram: dieallesnaeher, Facebook: @dieallesnaeher
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